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Die unendliche Geschichte zwischen Tanz und Bildender Kunst

Veröffentlicht am 16.07.2024

Als wohl älteste Ausdrucksform des Menschen fesselt und begeistert uns keine andere Kunstform so grenzüberschreitend wie der Tanz. Ein Zeugnis davon ist die Präsenz von Tanz und Tänzer*innen quer durch die Kunstgeschichte. In Linien, Farben, auf Leinwänden und in Stein gemeißelt. Die Fluktuation und Vergänglichkeit einer Bewegung finden in zahlreichen Meisterwerken, von den Anfängen der Bildenden Kunst bis heute, ihre Verewigung. Von den engelsgleichen, tanzenden Marmorskulpturen des Antonio Canova – bedeutendster italienischer Bildhauer des Neoklassizismus und riesiger Tanzfan – bis hin zu einem der berühmtesten Gemälde der Moderne, La danse von Henri Matisse, tanzen sich die Menschen wortwörtlich durch die Kunstwerke und fesseln ihre Schaffer*innen ebenso wie Betrachter*innen bis zum heutigen Tag.

Sergei Djagilew und seine Ballets Russes, beispielsweise, waren viel mehr als eines der bedeutendsten Ballettensembles des 20. Jahrhunderts: Sie waren eine wahre Gesamtkunstwerkmaschine, trugen die russische Avantgarde in die Welt und kollaborierten – unter anderem – mit keinen geringeren als Léon Bakst, Georges Braque und Pablo Picasso. Pina Bausch und ihr Tanztheater Wuppertal hingegen bezeugen eine intensive Zusammenarbeit zwischen der genialen Choreografin und dem Künstler und Bühnenbildner Peter Prabst, dessen Highlight wohl Prabsts Bühnenbild für das Stück NELKEN ist – Tänzer*innen bewegen sich in einem Meer von rosaroten Blumen auf der Bühne. Und auch der Vater der Pop Art, Andy Warhol, findet zum Beispiel in Merce Cunninghams RainForest in Form seiner schwebenden Silberwolken (Silver Clouds) einen Weg auf die großen Bühnen dieser Welt.

Natürlich kann daher auch Tanz Bozen der Versuchung, Tanz und Bildende Kunst zu vereinen, nicht wiederstehen. Bereits 1998 präsentiert das Festival in Zusammenarbeit mit Museion die Stücke Icare – Dandy von Claude Brumachon und Carmen Story/Sevillanas von Bit & Tutù. 2014 wird die Media Façade von Museion aktiviert und der Künstler Luca Trevisani präsentiert gemeinsam mit der Compagnie mk und dem Choreographen Michele Di Stefano das transdisziplinäre Projekt Venerdì>Robinson, das auf der Reinterpretation von Daniel Defoes Klassiker Robinson Crusoe durch Michel Tournier beruht. Ein Jahr später, 2014, findet in der Galerie AR/GE KUNST die dreitägige Veranstaltung STUDIO PRACTICE: ON THE ACT OF READING von Valentina Desideri statt.

Hierbei handelt es sich um ein experimentelles Tanzstudio und die vielseitigen Interpretationen des Lesens im Rahmen der Ausstellung Bassin ouvert der Französischen Designerin und Künstlerin Clémence Seilles.

2017 entsteht in Zusammenarbeit mit Museion die Präsentation des mittlerweile ikonischen Stücks FOLK-S _ I’ll be your mirror version von Alessandro Sciarroni und einem auf der Media Façade gezeigtem Video von Karim Zeriahen, in dem Choreograph und Künstler gemeinsam die Tradition der Schuhplattler analysieren.
Neben den eben genannten Projekten, in denen Kunstinstitution/Künstler*innen und Tanz Bozen/Choreograph*innen und Tänzer*innen gemeinsam ein Projekt entwickeln, vereinte das Festival Tanz und Bildende Kunst aber auch durch das Verlegen der Vorführungen in lokale Sammlungen und temporäre Ausstellungen. So zum Beispiel 2021, als der französische Choreograph Olivier Dubois sein Stück Prêt à baiser zur legendären Sacre de Printemps von Stravinsky in der sogenannten Black Box im Erdgeschoss der Antonio Dalle Nogare Stiftung präsentierte. Ein erfolgreicher Schachzug, vermutlich, fanden doch in den beiden Folgejahren zwei weitere Stücke innerhalb der Räumlichkeiten der Stiftung statt: 2022 mit Meg Stuarts italienischer Uraufführung von All The Way Around sowie 2023 mit The Third Body des Tänzers und Choreographen aus Benin Koffi Kôkô.

Tanz Bozen brachte Stücke und Tänzer*innen sogar in bedeutende Institutionen über die Landesgrenzen hinaus: 2016 mit dem ortsspezifischen DJ Set bzw. der Performance EAR der Choreographin Mara Cassiani im Rahmen einer Silent Party in der Peggy Guggenheim Collection in Venedig. 2022 hingegen präsentierte der künstlerische Leiter Emanuele Masi das Programm des Festivals in einer Preview in der majestätischen Reggia di Caserta, wofür der Choreograph Michele di Stefano sein Stück Bermudas – Primo movimento zeigte.

Dies sind bloß einige der vielen Beispiele, in denen das Festival Tanz und Bildende Kunst verschmelzen lässt.

Auch für die heurige Jubiläumsausgabe sind wieder zahlreiche Formen dieser Verschmelzung geplant: